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Leidenschaft

Der ultimative Motor

Der V12 ist und bleibt der beste aller Verbrennungsmotoren
Text: Gavin Green

Da der Verbrennungsmotor nun offenbar ein revolutionäres Zeitalter erreicht hat - da die Welt beginnt, auch Elektroantrieb zu nutzen - ist es an der Zeit, der größten aller Konfigurationen Tribut zu zollen: dem V12-Motor.

In der Vergangenheit war der V12 der ultimative Motor für Sport- und Luxusautos und Sieger zahlreicher Formel-1- und Sportwagenrennen. Auch heute ist er noch der beste Antriebsstrang für Spitzenmodelle. Er ist nach wie vor Ferraris Flaggschiff-Motor und treibt den neuesten Purosangue, den 812 und die Icona-Serie (Ferrari Daytona SP3 und Monza SP1/SP2) an.

Ferrari hat 75 Jahre damit verbracht, den kultigsten Verbrennungsmotor von allen zu beherrschen: Den V12

Ein V12-Motor weist gegenüber Motoren mit weniger Zylindern entscheidende Vorteile auf. Er ist wunderbar geschmeidig (seine Primärbalance ist perfekt, vor allem mit dem von Ferrari seit jeher bevorzugten 60-Grad-Winkel), kann eine hohe Drehzahl erreichen, ist leistungsstark, hat einen hervorragenden Sound, eine sehr sanfte Leistungsentfaltung und es ist stets ein Abenteuer, mit ihm zu fahren. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Enzo Ferrari ein Befürworter war und dass die ersten Autos von Ferrari alle mit V12-Motoren ausgestattet waren. Sein größter Nachteil – die Komplexität – war nur eine weitere technische Herausforderung. Und die Kosten, das andere Hauptproblem, waren für Ferrari nie von Bedeutung.

Kein anderer Autohersteller ist so berühmt für seine V12-Motoren wie Ferrari. Doch das Unternehmen hat den V12 nicht erfunden. Diese Konfiguration wurde erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts in Rennbooten verwendet. In den 30er Jahren wurden V12-Motoren in die Luxusautos von Rolls-Royce, Hispano-Suiza, Lincoln und Cadillac eingebaut, da die Hersteller von der Laufruhe und Raffinesse des Motors überzeugt waren. Mercedes und Auto Union setzten in den GP-Rennen der Vorkriegszeit V12-Motoren ein, ebenso wie Alfa Romeo. In den Sportwagenrennen der Nachkriegszeit spielten die Motoren jedoch kaum eine Rolle, bis Ferrari mit seinem ersten Auto, dem 125 S aus dem Jahr 1947, das Potenzial dieses Formats demonstrierte. Schon bald gewann er Motorsportrennen gegen Maschinen mit weitaus größerem Hubraum. 


Mit dem 125 S, dem ersten echten Tänzelnden Pferd, demonstrierte Ferrari der Welt das Erfolgspotenzial des V12-Motors

Im Jahr 1949 gewann ein Ferrari 166 MM Le Mans. Mit seinem 2,0-Liter-V12-Motor hatte er den kleinsten Hubraum und die größte Zylinderzahl aller Sieger des 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Außerdem war dies der erste V12-Motor, der den französischen Klassiker gewann. 

Der Sieg von Ferrari beim Großen Preis von Großbritannien 1951 (der erste Sieg in einer Weltmeisterschaft) war gleichzeitig der erste Formel-1-Sieg eines V12-Motors. Die allererste Sportwagen-Weltmeisterschaft (im Jahr 1953) wurde von Ferraris mit V12-Antrieb (dem 340 MM und dem 375 MM) gewonnen.

Die heutige V12-Version treibt den Monza SP1/SP2, den Ferrari Daytona SP3 und natürlich den mächtigen 812 Superfast an

Der erste V12-Motor von Ferrari wurde unter der Aufsicht von Enzo Ferrari von Gioachino Colombo, der vorher bei Alfa Romeo gearbeitet hatte, entwickelt. Mit knapp 1,5 Litern war dies der kleinste V12-Motor, der jemals hergestellt wurde. Dennoch diente dieser legendäre V12 mit wesentlichen Überarbeitungen als Antrieb der Ferraris bis 1989 – dann erreichte der Hubraum 4,9 Liter. 

Seine Vielseitigkeit machte den V12-Motor perfekt für die Formel 1, für Sportwagenrennen und für die besten straßentauglichen Sportautos von Ferrari (der klassische 250 GTO aus dem Jahr 1962, der heute zu den wertvollsten aller Ferraris zählt, verwendete einen 3,0-Liter-Colombo-V12; der 365 GTB4 Daytona aus dem Jahr 1968 war mit einer 4,4-Liter-Version ausgestattet). Seine Raffinesse und kraftvolle Leistung eigneten sich auch ideal für weniger sportliche Ferraris, darunter Grand Tourer und Cabriolets.

Die neueste V12-Motorenfamilie, bekannt als der F140, feierte ihr Debüt im Jahr 2002 im limitierten Supercar Enzo. Er war der stärkste Saugmotor der Welt. 


Der 6,5-Liter-V12 an der Vorderseite des Purosangue sichert seinen Status als reines Ferrari-Vollblut

Heute dient derselbe Motor – allerdings in einer anderen Abstimmung – als Antrieb für den 812 Superfast, 812 GTS, 812 Competizione und seine Spider-Version, die Icona-Serie und den Purosangue. Für Ferraris neuen Crossover-Viersitzer mit Allradantrieb wurde der V12 aufgrund seiner Leistung (mit 725 PS ist es das leistungsstärkste Auto in diesem Segment), seines Sounds, seines Fahrspaßes und seiner Laufruhe ausgewählt. Dies sind übrigens dieselben Gründen, die Ferrari seit der Gründung des Unternehmens zum V12 bewogen haben.