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Die Magie von Monza

Vor dem Großen Preis von Italien an diesem Wochenende werfen wir einen genaueren Blick auf Monza – Europas historischste Rennstrecke und Schauplatz von einigen wahrhaft unvergesslichen Ferrari-Siegen
Text: Gavin Green

Maranello ist mit großem Stolz die Heimatstadt von Ferrari. Die Heimstrecke von Ferrari ist jedoch definitiv Monza – die legendärste, schnellste und älteste Grand-Prix-Rennstrecke der Welt.


Sie ist nicht umsonst als „Der Tempel des Tempos“ bekannt. Die Rennstrecke hat eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 255 km/h und ist damit die schnellste Strecke im Formel-1-Kalender. Windschattenduelle bei hohen Geschwindigkeiten und Rad-an-Rad-Kämpfe bei 320 km/h sind hier die Norm. Keine andere Rennstrecke bietet durchweg solch spektakuläre Rennen.


Eines der knappsten Rennen in der Geschichte der Formel 1 war der GP 1971 in Monza, bei dem fünf Autos innerhalb einer Sekunde ins Ziel kamen

Und kein anderer Austragungsort erzeugt mehr Leidenschaft. Die in Rot gekleideten Tifosi, die begeistert ihre Fahnen mit dem Cavallino Rampante schwenken, sind genauso fanatisch wie die Fans von Manchester United im Old Trafford oder die Los Blancos von Real Madrid im Bernabéu. Zum Glück besteht häufig Grund zum Jubeln: Mit 20 Siegen ist Ferrari das erfolgreichste Team von Monza.


Das Autodromo Nazionale di Monza wurde in einem der größten geschlossenen Parks Europas nördlich von Mailand erbaut und war bei seiner Eröffnung vor 100 Jahren nach Brooklands (UK) und Indianapolis (USA) die dritte speziell für den Motorsport errichtete Rennstrecke der Welt. Im Jahr 1922 wurde hier der zweite Große Preis von Italien ausgetragen und seit 1949 diente die Rennstrecke durchweg als Schauplatz des italienischen GP, mit Ausnahme von 1980 (als sie renoviert wurde).


In Monza fand sowohl das engste Formel-1-Rennen der Welt statt (der GP von Italien 1971, bei dem die ersten fünf Autos im Abstand von nur 0,61 Sekunden ins Ziel kamen) als auch das schnellste (Michael Schumachers Ferrari-Sieg im Jahr 2003 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 247 km/h). Da es sich um ein Rennen handelt, das am Ende der Saison stattfindet (immer im September), wurden hier schon häufig Weltmeister gekürt. Es spielten sich hier heldenhafte Siege und entsetzliche Tragödien ab, die teilweise auf die ungewöhnlich hohen Geschwindigkeiten zurückzuführen sind.


Herrliche Szenen am Himmel über dem GP D'Italia 2021, wenn das Kunstflugteam der italienischen Luftwaffe ihr wahres Gesicht zeigt

Ferrari gewann hier im Jahr 1949 seinen ersten GP von Italien. Alberto Ascari konnte 1951 und 1952 erneut in Monza siegen, wobei der zweite Triumph die Krönung einer Saison der totalen Dominanz bedeutete. In jenem Jahr gewann Ferrari nicht nur jeden Meisterschafts-GP, sondern holte auch seinen ersten Weltmeister-Titel.


Der arme Ascari starb 1955 in Monza beim Testen eines Sportwagens. Im selben Jahr wurde die Strecke in Monza um das berühmte Hochgeschwindigkeits-Oval von 4,2 km erweitert. Die schnellste Rennstrecke in der Formel 1 wurde noch schneller.


Das Oval wurde bis 1969 für Sportwagenrennen genutzt und Ferrari gelang hier zwischen 1965 und 1967 ein Hattrick beim 1000-km-Rennen von Monza. Am denkwürdigsten war vielleicht der Sieg von 1967, der auf den historischen 1-2-3 Triumph von Ferrari beim 24-Stunden-Rennen von Daytona folgte. Die siegreichen Fahrer waren erneut Chris Amon und Lorenzo Bandini. Sie führten Ferrari zu einem weiteren Sportwagen-Weltmeisterschaftstitel – der 13. seit 1953.


Nach einem spannenden Duell mit Lewis Hamilton überquert Ferrari-Fahrer Charles Leclerc 2019 in Monza die Zielflagge

Im Jahr 1975 konnte Niki Lauda in Monza seinen ersten Fahrertitel fixieren (auch wenn das Rennen selbst Clay Regazzoni gewann), Ferrari holte sich den Konstrukteurstitel. Ein Jahr später wurde Lauda, der von seinem schweren Unfall auf dem Nürburgring immer noch von Narben gezeichnet und sichtlich mitgenommen war, in Monza Vierter – nach der wahrscheinlich kühnsten Fahrt in der Geschichte der Formel 1 (und von Monza).


Später, im Jahr 1996, war Monza auch Schauplatz von Schumachers ersten italienischen GP-Sieg für Ferrari. Ein weiterer folgte im Jahr 1998 und – noch denkwürdiger – im Jahr 2000 auf dem Weg zu Schumachers ersten Weltmeister-Titel für die Scuderia. Der letzte Gewinn des charismatischen Deutschen in Monza – sein fünfter – war 2006, sein letztes Jahr bei Ferrari.


Der jüngste Monza-Triumph der Scuderia war 2019, als ein sehr junger Charles Leclerc den Spitzenreiter der Meisterschaft Lewis Hamilton aus der Fassung brachte, indem er den Mercedes-Fahrer auf der Pole Position überholte und ihn dann in einem für Monza klassischen Rad-an-Rad-Kampf übertraf. Es war Leclercs zweiter Sieg für Ferrari. Er hofft, an diesem Sonntag das zweite Mal beim Großen Preis von Italien zu gewinnen.