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DIE SCHÖNHEIT DER SYNERGIE

Die Herausforderungen bei der Entwicklung des Ferrari SF90 XX Stradale und SF90 XX Spider lassen sich nur mit einem Wort beschreiben: extrem. Der Prozess erforderte die Zusammenarbeit fast aller Abteilungen in Maranello und führte zur Entwicklung neuer sprachlicher Codes, die den brutalen Charakter des Wagens hervorheben
Text: Chris Rees

Der Mut, immer wieder neue Grenzen auszuloten, steht bei Ferrari seit jeher im Mittelpunkt. Und der neue Ferrari SF90 XX Stradale und SF90 XX Spider stellen dabei zweifellos neue Extreme dar. Sie folgen einem völlig neuen Konzept: ein XX-Fahrzeug, das zum ersten Mal überhaupt eine Straßenzulassung hat.

Extrem waren auch die Herausforderungen bei der Gestaltung dieses neuesten Modells der Serie Speciale, das vom Ferrari Centro Stile unter der Leitung von Flavio Manzoni fertiggestellt wurde. Ein Rennauto zu entwickeln und es dann straßentauglich zu machen, war von vornherein keine leichte Aufgabe. Aber Manzoni weist darauf hin, dass Ferrari bereits auf umfangreiche Erfahrungen zurückgreifen konnte: „Der SF90 XX hat stark von unseren Erfahrungen mit anderen Rennstreckenprojekten profitiert, wie dem FXX K, dem 488 GT3 und dem 296 Challenge. Viele der Herausforderungen, denen wir uns bei diesen Autos gegenübersahen, hatten wir auch beim SF90 XX – nur in einer anderen Größenordnung.“


Mit seinen aerodynamischen Dreifachlamellen über den Kotflügeln, seiner länglichen Form und dem kräftigen Heckflügel sollte das Modell SF90 XX von Anfang an extrem sein

Selten war die Zusammenarbeit zwischen so vielen Teams innerhalb von Ferrari so intensiv wie beim SF90 XX. Carlo Palazzani, Head of Vehicle Rear Engine Exterior Design, beschreibt es so: „Designer kümmern sich heute nicht mehr nur um die Schönheit eines Autos. Jetzt sind wir in einen intensiven Dialog mit allen technischen Abteilungen eingebunden. Aber unser Auftrag ist derselbe: die Leistung maximieren und etwas Ikonisches schaffen.“

Niemand hat synergetischer zusammengearbeitet als die Abteilungen Design und Aerodynamik. Es mussten hohe Ansprüche erfüllt werden: Der SF90 XX Stradale sollte die höchste aerodynamische Leistung bieten, die jemals von einem Ferrari-Straßenwagen erreicht wurde, mit einem doppelt so hohen Abtrieb wie beim normalen SF90.

„Zu Beginn des Projekts mussten wir uns wie Ingenieure verhalten, um zu verstehen, wie man die aerodynamischen Anforderungen sowohl kreativ als auch künstlerisch umsetzen kann“, erinnert sich Manzoni. „Wir haben ganz andere sprachliche Codes verwendet, weil dieses Fahrzeug so extrem ist: sehr brutal und beeindruckend, geboren für die Rennstrecke.“


Der horizontale Rücklichtstreifen des SF90 XX Stradale zeichnet sich durch eine fast verdeckte Linie darüber aus, die einen „sauberen“ Stileffekt erzielt

Carlo Palazzani fährt fort: „Das ist etwas völlig Neues. Ja, der SF90 ist wiedererkennbar, aber er stößt in eine neue Dimension vor, in der wir endlich die ganze Kraft des SF90-Designs entfalten konnten.“

Der SF90 XX ist ganze 140 mm länger als das Basisfahrzeug und hat ein verlängertes Heck, das den Luftwiderstand reduziert und den Abtrieb erhöht. Die komplett neu gestaltete Heckpartie weist einen horizontalen Schichteffekt auf, der die beeindruckende Breite im hinteren Bereich betont. Eine dieser Schichten ist der dramatische feste Heckflügel. „Von oben betrachtet haben die zentralen und die seitlichen Elemente des Flügels unterschiedliche Formen, während die Säulen sorgfältig entworfen wurden, um leicht zu sein und dennoch dem extremen Abtrieb standzuhalten“, erklärt Francesco Avesio, Vehicle Rear Engine Exterior Design Lead Virtual Modeler. „Das war eine große Herausforderung.“

Diese Skizzen zeigen die Designentwicklung des SF90 XX Stradale und des SF90 XX Spider

Ein weiteres markantes Designmerkmal ist der neue Rücklichtbalken, während die Frontscheinwerfer ein deutlich schmaleres Profil aufweisen, das das Hammerkopf-Motiv des SF90 in einer radikal neu gestalteten Nase hervortreten lässt. Aerodynamische Verbesserungen wurden auch an den Kotflügeln vorgenommen, an denen markante dreifache Lüftungsschlitze zur Reduzierung des Auftriebs beitragen.

Darüber hinaus hat sich das Designteam bewusst dafür entschieden, bestimmte Elemente in Kontrastfarbe hervorzuheben, wie zum Beispiel die beiden S-Ducts in der Mitte der Motorhaube und auf der hinteren Haube. Dadurch entsteht eine Art dreidimensionales Design.


Die Hervorhebung von Elementen des Außendesigns des SF90 XX Spider, wie den beiden S-Kanälen auf der Motorhaube und dem hinteren Motordeckel, verleiht dem Auto ein dramatisches optisches Flair

Dieses Gefühl der Dramatik ist beim SF90 XX Spider noch intensiver, da die Farbcodierung von außen nach innen „abzutauchen“ scheint. Und auch im Inneren des Fahrzeugs setzt sich der Designwandel fort, erklärt Filippo Degli Esposti, Vehicle Rear Engine Interior Design Lead Virtual Modeler. „Wir wollten alles weglassen, was nicht unbedingt notwendig ist, um die Rennseele des Fahrzeugs und die Bedeutung des Piloten im Cockpit zu unterstreichen.“ So finden Sie Türverkleidungen aus Carbonfaser mit neuen konkaven Abschnitten in Kontrastfarbe, einen „schwebenden“ Mitteltunnel mit verlegter Schaltkulisse und einen neuen „Racing“-Sitz aus Carbonfaser, dessen Form von der Monocoque-Form der Rennwagen inspiriert ist.

Wie herausfordernd war der Designprozess also letztendlich? „Es war nicht einfach, das XX-Konzept auf die Straße zu bringen“, erklärt Palazzani. „Es ist ein so extremes Auto. Aber es zeigt, dass Ferrari ständig wächst und sich in verschiedene Designbereiche vorwagt, und der SF90 XX erweitert unsere DNA, erweitert unser Wissen, erweitert unsere Präsenz.“ Wie immer im Leben wird Mut belohnt.