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LEUCHTENDES BEISPIEL

Scheinwerfer weisen nicht nur den Fahrern im Dunkeln den Weg, sie verleihen Autos auch ‚Persönlichkeit‘. Wir bringen Licht in die Geschichte der Beleuchtung beim Cavallino Rampante
Text: Chris Rees

OK, also Ferrari-Formel-1-Autos brauchen keine Scheinwerfer. Aber wenn man einen straßentauglichen Sportwagen fährt, ist es lebenswichtig, dass man die Straße Tag und Nacht, bei jedem Wetter klar im Blick hat. Und wie in jedem Bereich der Technik hat Ferrari stets ein Maximum in Design, Forschung und Entwicklung investiert, um – buchstäblich – den weiteren Weg zu beleuchten. 

Seit dem allerersten Ferrari, dem 125 S von 1947, haben die Ingenieure und Designer von Maranello immer wieder neue Innovationen herausgebracht. Bereits 1953 wiesen sportliche Ferrari-Modelle wie der 500 Mondial und der 340 MM aus Gründen der Aerodynamik und des Schutzes verdeckte Scheinwerfer auf. Viele straßentaugliche Modelle des Cavallino Rampante folgten diesem Beispiel, darunter der 250 GT California mit seinen sanft geformten, umhüllten Scheinwerfern, sowie auch der berühmte 365 GTB4 ‚Daytona‘ mit seinen Plexiglas-Augen. (Der ‚Daytona‘ wechselte 1971 bekanntermaßen aufgrund von Änderungen in den US-Vorschriften zu einziehbaren ‚Pop-up‘-Scheinwerfern.)


Die Scheinwerfer von Ferraris hatten bereits beim 125 S im Jahr 1947 Priorität, wobei die Ingenieure bestrebt waren, die Beleuchtung so effizient und stilvoll wie möglich zu gestalten

Die Idee für verdeckte Scheinwerfer war bereits 1954 bei einem Ferrari wegweisend, als Maranello einen einzigartigen 375 MM für die legendäre schwedische Schauspielerin Ingrid Bergman baute. Pop-up-Scheinwerfer tauchten später bei vielen Ferrari-Modellen auf, vom 512 S Pininfarina Speciale Showcar aus 1969 bis hin zum 512 TR, der 1994 die Produktion verließ; sein Nachfolger, der 512 M, wechselte zu festen Scheinwerfern. Der heutige Ferrari Daytona SP3, dessen Scheinwerfer teilweise von beweglichen ‚Augenlidern‘ verdeckt werden, ist bewusst an diese klassische Ära der charismatischen Pop-ups angelehnt.

Eine Neuheit, die in den 1960er Jahren stark an Bedeutung gewann, waren vier anstelle von zwei Frontscheinwerfern. Der erste Ferrari mit Vierfach-Scheinwerfern war der großartige 330 GT 2+2 aus 1964. Obwohl dieses Modell bald wieder zu Einzelscheinwerfern zurückkehrte, wurden später viele weitere Ferrari-Modelle mit Vierfach-Frontscheinwerfern ausgestattet, darunter der 365 GTC4 und der 365 GT4 BB. 

Der P3 von 1966 hatte "Quad"-Leuchten mit zwei übereinander gestapelten Lampensätzen - mehrere nachfolgende Ferrari-Modelle folgten diesem Layout

Besonders effektvoll präsentierte sich dabei der 330 P3 aus 1966, dessen Vierfach-Scheinwerfer auf spektakuläre Weise vertikal angeordnet waren. Im 21. Jahrhundert tauchten vertikal angeordnete Frontleuchten als charakteristisches Merkmal von Modellen wie 458 Italia (2009), FF (2011) sowie dem LaFerrari aus 2013 wieder auf.

Viele Ferrari-Innovationen nehmen auf der Rennstrecke ihren Anfang. Das war auch 1962 der Fall, als ‚Halogen‘-Scheinwerfer zum ersten Mal am kurvigen Ferrari 330 TR von Olivier Gendebien und Phil Hill getestet wurden. Seitdem hat sich die Scheinwerfer-Technologie enorm weiterentwickelt. 2002 wurde der Ferrari 575M Maranello mit hochintensiven Xenon-Leuchten ausgestattet, während mit dem 599 GTB Fiorano aus 2006 Licht emittierende Dioden (LEDs) Einzug hielten.  

Der 512 TR, dessen Produktion 1994 eingestellt wurde, war das letzte in Maranello hergestellte Modell mit den beliebten „Klapp“-Scheinwerfern

Der California aus 2008 wartete mit adaptiven Scheinwerfern der neuen Generation auf, die eine automatische Anpassung des Lichtkegels an den Lenkwinkel, die Geschwindigkeit und die Querbeschleunigung des Fahrzeugs ermöglichten und eine breitere Ausleuchtung in Kurven boten. 

Beim 2012 F12berlinetta ging die LED-Technologie dann noch einen Schritt weiter. Mit den markanten, horizontal angeordneten Scheinwerfern des SF90 Stradale setzte Ferrari erstmals Matrix-LED-Scheinwerfer ein. Diese hochmoderne Technologie kann andere Fahrzeuge im Lichtbereich des Fahrzeugs erkennen und schaltet dann automatisch den Bereich des Lichtkegels aus, der die Fahrer blenden könnte. Dieses System funktioniert auch bei reflektierenden Verkehrszeichen.


LED-Scheinwerfer (Light Emitting Diode) kamen 2006 mit dem 599 GTB Fiorano in die Ferrari-Reihe

Die Ingenieure aus Maranello erkannten auf geniale Weise, dass das Scheinwerfer-Design angepasst werden kann, um andere Bereiche zu unterstützen. Zum Beispiel wollten die Designer des F8 Tributo die Scheinwerfer möglichst klein halten.

Also führten sie eine neue LED-Technologie ein, um über den Scheinwerfern Platz für Lufteinlässe zur Kühlung der Bremsen zu gewinnen. Diese Idee hat mit dem heutigen Purosangue ein neues Maß an Raffinesse erreicht: Was wie Scheinwerfer aussieht, sind in Wirklichkeit zwei Lufteinlässe, die das Tagfahrlicht umgeben; die Scheinwerfer selbst sind im unteren Kühlergrill ‚versteckt‘.