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Der ultimative Ferrari Straßenrennwagen

19 maggio 2017

Text: Jason Barlow

Der 250 GT ist eines der am meisten verehrten Autos in der Geschichte von Ferrari. Wir wollten den Grund dafür „eigenhändig“ herausfinden


Der kurze Text, den Sie hier lesen, hat zwei große Nachteile. Erstens hat der Wagen, um den es hier geht - ein Ferrari 250 GT passo corto (Competizione), Chassis-Nummer 2735 - eine so reichhaltige Geschichte, dass 500 Worte bei weitem nicht ausreichen, um ihm gerecht zu werden.

 

Zweitens handelt es sich um einen Ferrari V12, einen der großen Ferrari V12, um genau zu sein, noch dazu ein Rennmodell. Sein Sound ist in etwa mit Maria Callas‘ Darbietung in La Traviata in Lissabon im Jahre 1958 oder Jimi Hendrix bei einem seiner entfesselten Solos in Monterey im Jahre 1967 gleichzusetzen. Suchen Sie es sich aus. Aber sehen Sie sich unbedingt den Film hier an, damit Sie sich selbst ein Bild machen können. 

Das Auto ist im Besitz von Clive Beecham, einem Mann, der sich selbst eher als Kurator denn als Sammler betrachtet. Jemand der akribisch über die Historie der Autos Buch führt, die er besitzt. Da sich darunter auch der Ferrari 166 MM Barchetta aus 1950, der einst Gianni Agnelli gehörte, und ein wundervoller Ecurie Ecosse Jaguar D-Type, der 1957 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans den zweiten Platz erreicht hat, befinden, kann man bei seinen Wagen wahrlich von historischen Modellen sprechen.

 

Nun also zu seinem 250 GT passo corto. Wenn Ihnen das Design bekannt vorkommt, so liegt das vermutlich daran, dass es sich um einen Wagen aus dem Team des Johnnie Walker-Whisky-Erben Rob Walker handelt und er immer noch die dunkelblauen und weißen Streifen (die schottischen Nationalfarben) trägt, die seine Abenteuer im Motorsport so berühmt gemacht haben. Walker hatte eine enge Verbindung zum großen Stirling Moss, und dieses besondere Auto wurde von Walker für Moss für eine Teilnahme beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Jahre 1961 in Auftrag gegeben.

 

So wurde es direkt von Maranello nach La Sarthe geliefert, wo Moss und Beifahrer Graham Hill den beachtlichen vierten Platz erreichten - eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, dass sich Ferrari auf den Vollblut-Sport-Prototypen 250 TRI/61s konzentrierte - bevor ein fehlerhafter Flügel am Lüfter das Getriebe beschädigte.

 

Nach einer Motorüberholung in Modena fuhr David Joliffe, einer der Mechaniker von Walker, den 250 GT passo corto die Nacht hindurch und über die Alpen zurück nach Silverstone zur Britischen Empire Trophy einen Monat später, wo sich Moss mit minimaler Vorbereitung und gerade noch rechtzeitig die Pole sicherte und das Rennen gewann. 

Es gab weitere Siege für das Duo bei der Goodwood TT, der Nassau TT und der Peco Trophy in Brands Hatch. Durch die Verkürzung des 250 GT-Chassis, die Erhöhung der Leistung und eine wunderhübsche Karosserie aus Aluminium hatte Ferrari das angeborene Wettbewerbspotential seiner Technik noch einmal unter Beweis gestellt. Für ein Straßenauto war der 250 GT passo corto aus hartem Holz geschnitzt.

 

Das Chassis 2735GT erlebte weitere Abenteuer - so wurde u.a. ein internationales Model in seinem Kofferraum versteckt, um sie über die italienische Grenze zu „schmuggeln“, es bekam eine neue Karosserie von Piero Drogo und erlitt in den späten 1960er Jahren einen schlimmen Unfall. Komplett restauriert und Classiche-zertifiziert, besitzt Clive Beecham das Auto seit 1984 und hat sich als der perfekte Hüter für dieses hochwertige Stück Ferrari-Geschichte erwiesen.

 

Nicht nur, weil er die historische Herkunft zu schätzen weiß, sondern auch, weil er das Auto regelmäßig fährt und genießt. Wie Sie hier sehen können. Drehen Sie laut auf...