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Die Grenzen verschieben

Als der SF90 Stradale 2019 vorgestellt wurde, stellte sich sofort die Frage: Könnte etwas so Bahnbrechendes jemals verbessert werden? Heute hat Ferrari mit dem SF90 XX Stradale die Antwort parat
Text: Jason Barlow

Eine der großen Stärken von Ferrari ist die beispiellose Synergie, die zwischen dem Centro Stile und der Aerodynamikabteilung besteht. Kombiniert man diese hart erkämpfte Beziehung mit der Tatsache, dass in Maranello alle Entwicklungsabteilungen nur wenige Meter voneinander entfernt sind, beginnt man zu verstehen, wie Ferrari in der Lage ist, die schönsten Autos der Welt zu bauen, ohne Kompromisse bei der Leistung einzugehen.  

Zwei neue Modelle des Cavallino Rampante — der neue Ferrari SF90 XX Stradale und der Ferrari SF90 XX Spider — beweisen, dass es geht. Sie stellen die extremsten Versionen des SF90 Stradale dar – an sich schon ein Auto, das die Grenzen in Bezug auf Leistung, Fahrdynamik und Aerodynamik ausreizt. Jeder, der schon einmal das Glück hatte, einen zu fahren — insbesondere auf der Rennstrecke — fragt sich vielleicht, was noch verbessert werden könnte. Antwort: sehr viel. Mehr Leistung, mehr aerodynamischer Abtrieb, mehr Fahrerinteraktivität, mehr Technologie. 


Der feste Heckflügel des SF90 XX Stradale ist der erste, der seit dem legendären F50 von 1995 an einem Ferrari mit Straßenzulassung zu sehen ist

Der SF90 XX Stradale bleibt ein Straßenauto, aber mit all den visuellen Elementen und der technischen Intelligenz eines auf der Piste entwickelten Rennfahrzeugs. Er bündelt nicht nur das Know-how aus dem F1- und GT-Rennsport, sondern entstammt außerdem dem seit langem etablierten, auf die Rennstrecke ausgerichteten XX-Kundenprogramm von Ferrari. Er ist eine Symphonie aus Lufteinlässen, Kanälen, Diffusoren und, vielleicht am wichtigsten, Flügeln.

Das Heck hat ein neues „Long Tail“-Profil und zeichnet sich durch sein „Trimaran“-Design aus. Seine vielschichtige Konfiguration unterstreicht die Breite und Präsenz des Fahrzeugs. Hinter den Rädern befinden sich imposantere hintere Lüftungsöffnungen und zwei zentrale Auspuffrohre. Die Einlässe für die Ladeluftkühler der Turbos sind ebenfalls größer und leiten die Luft noch effizienter. 

Aber die Schicht, die eine Million Internet-Suchen anheizen wird, ist der riesige, feste Heckflügel, der erste, der seit dem legendären F50 von 1995 an einem Ferrari mit Straßenzulassung zu sehen ist. Anstelle der beiden Rücklichter des SF90 Stradale verfügt der SF90 XX Stradale über eine Lichtleiste. Und es gibt noch einen weiteren „ blasgeformten“ Spoiler, ähnlich dem des bestehenden Autos, der mit einem aktiven Aerokonzept, dem sogenannten Gurney Shut-off, zusammenarbeitet. Die Form des neuen Flügels wurde durch die Notwendigkeit beeinflusst, das sogenannte Druckfeld zu kontrollieren, das durch die Art und Weise entsteht, wie der Flügel mit dem kleineren abgeschlossenen Flügel interagiert. Es gibt zwei Konfigurationen: LD (Low Drag) minimiert den Luftwiderstand und sorgt so für mehr Leistung auf gerader Strecke, und HD (High Downforce) hält, was es verspricht, indem es 315 kg Abtrieb bei 250 km/h erzeugt, was für beispiellose Kurvengeschwindigkeit und Stabilität sorgt. 


Die Designmerkmale des SF90 XX Stradale sollen seine reinrassigen Leistungsmerkmale hervorheben und gleichzeitig die klaren Linien und Formen seines Vorgängers beibehalten

Der Frontflügel behält seine Pfeilform bei, aber zwei neue vertikale Flügelprofile verleihen dem Auto ein noch geometrischeres Aussehen. Es gibt neue untere Flügel, die in den Lufteinlässen zu schweben scheinen. Im unteren Bereich des neuen Fahrzeugs wurde verstärkt Karbonfaser verwendet, was seinen hochtechnischen Charakter unterstreicht. Es gibt auch einen neuen Frontsplitter, der größer ist als der des SF90 Stradale und einen hochenergetischen Luftstrom unter dem Auto erzeugt. Der Unterboden des SF90 XX Stradale — entscheidend für seine aerodynamische Leistungsfähigkeit — wurde ebenfalls grundlegend überarbeitet. Das ist aus offensichtlichen Gründen nicht leicht zu erkennen, aber besser sichtbar sind die neuen S-Ducts auf beiden Seiten der Motorhaubendüsen und die Lüftungsschlitze am vorderen Radkasten, die turbulente Luft ableiten und den Abtrieb über die Vorderräder verbessern. 

Das ist alles hochwissenschaftlich, aber letztendlich geht es darum, der Person hinter dem Lenkrad eine harmonische und konsistente Reaktion zu bieten. Diese beiden Prinzipien gelten auch für den überarbeiteten Hybridantrieb des SF90 XX Stradale. Der 4,0-Liter-Biturbo-V8 leistet 797 PS bei 7.900 U/min, wird aber nach wie vor von drei Elektromotoren unterstützt: zwei an der Vorderachse und einer zwischen Motor und Getriebe an der Hinterachse. Diese fügen weitere 233 PS hinzu. Die maximale Leistung beträgt jetzt 1.030 PS, 30 PS mehr als beim SF90 Stradale. Diese Steigerung wurde durch die Optimierung der Abgasanlage und die mechanische Bearbeitung der Brennkammer erreicht. 


Der SF90 XX Spider nutzt die gesamte Leistung des SF90 XX Stradale, kombiniert sie jedoch mit dem Nervenkitzel des Fahrens unter freiem Himmel, da sich das versenkbare Hardtop-Dach in 14 Sekunden öffnen lässt

Ferraris Beherrschung der Software und das reibungslose Zusammenspiel der regenerativen Bremsung des SF90 Stradale und der Übertragung zwischen der elektrischen Vorderachse, dem Achtgang-Doppelschaltgetriebe, dem hinteren Elektromotor und dem V8-Verbrennungsmotor erreichen im SF90 XX Stradale ein neues Spitzenniveau. Der Ferrari Dynamic Enhancer 2.0 und der ABS evo-Controller feiern beide an dem neuen Auto ihr Debüt und verbessern dessen Stabilität beim Bremsen mit hoher Geschwindigkeit und beim Kurvenfahren. Torque Vectoring und die elektronische Side Slip Control 1.0 sorgen dafür, dass der SF90 XX Stradale auch mit 1.030 PS zugänglich und am Limit leicht zu handhaben ist. 

Eine neue patentierte Steuerlogik im „Qualifying-Modus“ des eManettino, der Extra Boost, sorgt für einen zusätzlichen Leistungsschub von 0,25 Sekunden auf einer Runde um Fiorano. Das Reibungsbremssystem wurde ebenfalls mit größeren hinteren Bremsscheiben und neu gestalteten Bremsbelägen verbessert. Die Ingenieure von Ferrari, stets auf der Suche nach einem optimalen Klangerlebnis, haben neue Materialien verwendet und den Motor überarbeitet, um die Harmonien des V8 zu maximieren, insbesondere im Mitteltonbereich. Und hier kommt der SF90 XX Spider natürlich voll zur Geltung: Das einfahrbare Hardtop kann bei 45 km/h heruntergelassen werden, um das V8-Orchester zu entfesseln. 


Der markante SF90 XX Spider verfügt über das ikonische Ferrari-Stützwerk und Überrollbügel aus Kohlefaser, die nahtlos mit der Dachstruktur verbunden sind

Änderungen im Innenraum und neue Materialien unterstreichen den besonderen Platz des SF90 XX Stradale und des SF90 XX Spider in Ferraris extremster Supercar-Familie, in der sie Autos wie dem 488 Pista und dem 812 Competizione folgen. Dies ist eine limitierte Serie, mit 799 SF90 XX Stradale und nur 599 Spiders.

Der SF90 XX Stradale befindet sich an der Schnittstelle von Kunst, Technik und Technologie. Aber er ist auch freigeistiger als je zuvor.