Ferrari hat langjährige Erfahrung in der Weiterentwicklung von straßenzugelassenen Sportwagen zu vollwertigen Rennwagen. Im Jahr 2003 wurden diese Grenzen jedoch mit dem Challenge Stradale verwischt – einem Modell, das die Reinheit der GT-Rennmodelle auf die Straße brachte.
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Das war zugleich der Beginn einer Dynastie von V8-Modellen der Serie Speciale, die bis in die heutige Zeit reicht. Leichter, schneller, präziser und voller Motorsport-Spannung: Diese Modelle gehören zu den am stärksten fahrerorientierten Ferraris aller Zeiten. Lesen Sie weiter, um mehr über ihre Entwicklung zu erfahren.
Mit rund 110 kg weniger Gewicht als der 360 Modena war der Challenge Stradale ein straßenzugelassener Rennwagen
2003: Challenge Stradale
Der Challenge Stradale war der erste in der vom Motorsport inspirierten V8-Serie und schloss die Lücke zwischen dem 360 Modena und den Rennmodellen der Ferrari Challenge- und FIA GT-Serien. Er verkörperte auch etwas von der rauen Attraktivität eines anderen V8-Modells mit Mittelmotor – des F40, der etwa 16 Jahre zuvor auf den Markt gekommen war.
Sein 3,6-Liter-V8-Motor gesellte sich zu den schnelleren Schaltvorgängen des Schaltwippen-Getriebes im Formel-1-Stil und einer Leistungssteigerung auf 425 PS. Nach den Maßstäben heutiger turboaufgeladenen Motoren war dies im Vergleich zum 360 Modena eine relativ geringe Leistungssteigerung von 25 PS, doch die kombinierten Effekte eines um 15 mm abgesenkten Chassis auf Titanfedern, Carbon-Keramik-Brembo-Bremsen und eines um 50 Prozent erhöhten Abtriebs – und das alles ohne den Einsatz extravaganter Flügel – machten dies allemal wett.
Am markantesten war vielleicht die Senkung des Gesamtgewichts um 110 kg – ein außergewöhnlicher Wert für ein Straßenauto, der zeigt, wie kompromisslos fokussiert der Challenge Stradale wirklich war. Alles, was nicht notwendig war, wurde entfernt und den Kunden, die sich nach dem umfassenden Erlebnis eines straßenzugelassenen Rennwagens sehnten, wurden sogar Lexan-Fenster im Rennsportstil angeboten.
Das nachgiebige Fahrwerk des 430 Scuderia zeugt von seiner Entwicklung auf dem Nürburgring
2007: 430 Scuderia
Der Hinweis im Namen des 430 Scuderia auf eine Verbindung zur Formel 1 enttäuschte keineswegs: Der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher feilte am neuen Modell auf der Nordschleife des Nürburgrings.
Genau wie beim Vorgängerwagen wurde das Fahrerlebnis durch die Einflüsse der F430-Rennmodelle geprägt. Die Leistung des 4,3-Liter-V8-Saugmotors stieg um 20 PS auf 510 PS, das F1 Superfast 2-Getriebe wurde noch schneller und ein minimalistischer Innenraum war mit leichten technischen Materialien, Alcantara und Karbonfaser ausgestattet.
Das Chassis wurde erneut um 15 mm abgesenkt, aber die adaptiven Dämpfer des 430 Scuderia waren nun für einen so rennstreckenorientierten Wagen überraschend nachgiebig – ein Beweis für all die Entwicklungszeit, die Schumacher auf der Nordschleife verbracht hatte.
Elektronische Systeme wie E-Diff, Racing Manettino und F1-Trac Traktionskontrollsystem verbesserten die Benutzerfreundlichkeit zusätzlich.
Zwar waren im Vergleich zum Challenge Stradale einige Ecken und Kanten abgerundet, doch der 430 Scuderia war einfach das leistungsfähigere Auto. Seine Gefügigkeit machte ihn sowohl komfortabler als auch besser in der Lage, seine enorme Leistung auch auf schwierigstem Untergrund zu entfesseln.
Er war auch das erste Modell, zu dem es neben dem Scuderia Spider 16M auch ein offenes Modell gab, dessen Name eine weitere Verbindung zur Formel 1 feierte – die 16 Konstrukteurstitel von Ferrari.
Mit 605 PS bei 9000 U/min stellte der 458 Speciale die ultimative Weiterentwicklung des Ferrari-V8-Saugmotors dar
2013: 458 Speciale
Die Entwicklungsingenieure des 458 Speciale standen vor keiner leichten Aufgabe, da der umjubelte 458 Italia die Grundlage bildete und von einem stärkeren 4,5-Liter-V8-Motor, einem noch schnelleren F1-Doppelkupplungsgetriebe und einer noch reaktionsschnelleren Lenkung profitierte.
Auch diesmal wurde die übliche Formel aus geringerem Gewicht, verbessertem Chassis und gesteigerter Leistung angewendet, wobei die Erfahrungen mit den Rennwagen 458 Italia GT und GT3 zum Tragen kamen. Allerdings kamen jetzt auch aktive Aerodynamik und eine neue Chassis-Technologie namens Side Slip Angle Control (SSC) zum Einsatz. Gemeinsam haben sie dazu beigetragen, dass der Speciale sowohl stabiler als auch im Grenzbereich besser nutzbar ist.
Der V8-Motor mit flacher Kurbelwelle des Speciale erreichte den Höhepunkt seiner Entwicklung und kam auf 605 PS bei außergewöhnlichen 9.000 U/min – ein würdiger Abschied für den Seriengewinner des „Best Performance Engine“-Awards. Auch das Hochschalten erfolgte nun um 20 Prozent schneller, das Herunterschalten um etwa 44 Prozent, was für ein noch intensiveres Erlebnis sorgte.
Bald folgte eine Rekordrundenzeit von 1 Minute und 23,5 Sekunden in Fiorano.
Der 458 Speciale A wurde 2008 in die Produktpalette aufgenommen und führte zum ersten Mal ein einfahrbares Hardtop in die Produktpalette der Serie Speciale ein. Doch egal, ob Coupé oder Spider, der Speciale bot eine faszinierende Kombination aus technologischer Meisterleistung und purem Fahrgefühl.
Der 488 Pista führte die Turboaufladung ein – und mit 720 PS die größte Leistungssteigerung zwischen den Generationen
2018: 488 Pista
Mit dem 488 Pista wurde 2018 die Turboaufladung in die Rezeptur der Serie Speciale eingeführt, wodurch sich die Leistung auf 720 PS steigerte – ein Wert, der nicht nur die größte Steigerung aller Zeiten zwischen den Generationen darstellte, sondern den 488 Pista auch zum leistungsstärksten straßentauglichen V8-Modell in der Geschichte von Ferrari machte.
Die Drehmomentabgabe war vielleicht sogar noch transformativer: Bereits bei 3.000 U/min standen 770 Nm zur Verfügung – und übertraf damit die 540 Nm des Speciale bei 6.000 U/min bei weitem. Und dennoch sorgte eine ausgeklügelte Steuerung der Drehmomentabgabe dafür, dass diese enorme Leistung progressiv auf die Hinterräder übertragen wurde. Dadurch war der Pista nicht nur spektakulär nutzbar, sondern es blieb auch das Fahrgefühl eines Saugmotors beim Erreichen von 8.000 U/min weitgehend erhalten.
Die durch die Regeln eingeschränkte Leistung der Rennwagen 488 Challenge und GT3 war tatsächlich schlechter als die des Straßenautos, aber die Erkenntnisse aus der Chassis- und Aerodynamikentwicklung im Motorsport erwiesen sich dennoch als entscheidend. So wurden beispielsweise ein neuer Heckdiffusor und Front-Flicks vom 488 GTE übernommen. Sogar Innovationen, die erstmals in der Formel 1 zu sehen gewesen waren, fanden ihren Weg in den Pista, allen voran der S-Duct, der Luft in den vorderen Stoßfänger des Pista und durch dessen geformte Motorhaube hinaus leitet, um vertikale Last zu erzeugen.
Eine neue Generation des Side Slip Control Systems und Michelin Cup 2-Reifen, die mit 20-Zoll-Carbonfaser-Felgen angeboten werden, unterstrichen die Fortschritte – letztere trugen zu einer erheblichen Gewichtsersparnis von 90 kg bei.
Der 488 Pista und sein Spider-Schwestermodell schließen das Kapitel der V8-Modelle der Serie Speciale ab, während sich die Startaufstellung nun mit einer neuen Generation von 296 GT3-Rennwagen mit V6-Motoren füllt.