1946 begann Enzo Ferrari, alte Freunde und Bekannte zu kontaktieren, als er zum ersten Mal eine Automobil- und Motorsportorganisation unter eigenem Namen gründete. Gioachino Colombo machte sich auf den Weg nach Modena, obwohl er zu dieser Zeit noch bei Alfa Romeo beschäftigt war.
Als Ferrari seinen Plan für einen 1,5-Liter-Motor erklärte, fragte er Colombo, wie er vorgehen würde. ‚Meiner Meinung nach‘, antwortete er, ‚solltest du einen 12-Zylinder machen‘. Worauf Enzo Ferrari antwortete: ‚Lieber Colombo, du hast meine Gedanken gelesen...‘
Autos mit 12 Zylindern waren damals keine Seltenheit, aber diese mächtigen Motoren beschränkten sich im Allgemeinen auf Luxus- oder Rennwagen der Spitzenklasse. Tatsächlich erinnerte sich Enzo Ferrari später daran, während seiner Jugend im Ersten Weltkrieg von einem Packard V12 gehört zu haben.
Heute ist der V12 Ferraris Markenzeichen, doch Gioachino Colombos Konzept brach 1946 mutig mit Konventionen. Klicken Sie auf das Video, um mehr zu erfahren
So viele Zylinder in einem Motor mit nur 1,5 Liter Hubraum machte Ferrari progressiv – in manchen Augen vielleicht sogar exzentrisch. „Ich habe dem Vier-, Sechs- und Achtzylinder eine Chance gegeben“, bemerkte Enzo Ferrari später. „Ich sah mich einer Menge Kritik ausgesetzt; man prophezeite mir meinen eigenen Untergang, das Experiment war angeblich zu gewagt und anmaßend. Aber unser 12 Zylinder stellte sich als Krönung meiner Ambitionen heraus.“
Colombo entschied, diesen neuen Motor ‚überquadratisch‘ zu gestalten; mit anderen Worten, die Zylinderbohrung war größer als der Hub. Dies ermöglichte höhere Drehzahlen durch eine Reduzierung der Kolbengeschwindigkeit, was die Kurbel entlastete. Er verwendete bei seiner Konstruktion eine einzige obenliegende Nockenwelle, die die Ventile an jeder Zylinderreihe betätigte. Seine ersten Gedanken hatte er 1945 während des Ferragosto, Italiens traditionellem Sommerurlaub, im Garten seiner Schwester, auf Papier skizziert.
Ein Fünfgang-Getriebe wurde auch von Colombos altem Freund Angelo Nasi entwickelt, Ferraris noch geheime Mission wurde nun auch durch die Beteiligung des großen Aurelio Lampredi unterstützt, der an der Seite von Giuseppe Busso arbeitete. Beide Männer hatten große Erfahrung mit Flugmotoren, und die sogenannten ‚dünnwandigen‘ Lager, die sie am Motor verwendeten, hatten sich in Flugzeugen bewährt
Meilensteine der 12-Zylinder-Motoren: der allererste Ferrari; 125 S; Lampredi V12 debütierte mit dem 275 S; der 250 GTO ist der am meisten verehrte der 250er-Serie; der 365 GT4 BB führte den Mittelmotor-Boxermotor mit 12 Zylindern ein; der Testarossa ist der ultimative Supersportwagen der 1980er; der 456 GT markierte eine Rückkehr zu V12-Motoren mit Frontmotor; der Daytona SP3 ist der leistungsstärkste Ferrari V12-Straßenwagen aller Zeiten
Der Prototyp für den ersten Ferrari wurde ohne Karosserie am 12. März 1947 getestet. Franco Cortese war wenige Monate später der erste Mann, der mit dem neuen Motor antrat und bemerkte, dass seine hohen Drehzahlen bedeuteten, dass „man mit dem Kopf fahren… und den Tacho im Auge behalten musste“.
Ferrari sollte später bekanntermaßen anmerken, seine Kunden würden nur für den Motor bezahlen, der Rest wäre eine kostenlose Draufgabe. Diese Idee wurzelte in den Anfängen seines Unternehmens. „Enzo Ferrari war – zumindest damals – der Ansicht, dass der Motor 100 Prozent des Autos ausmachte“, bemerkte Carlo Felice Bianchi Anderloni, der Touring Superleggera leitete, das Unternehmen, das unter anderem die Karosserie für den 166 MM entwarf. „Erst später war nur mehr von 50 Prozent die Rede.“