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Die japanische Kunst der Turboaufladung

26 giugno 2018

Shimashita Yasuhisa

Ferrari holt sich für seine Turbolader einen japanischen Meister an Bord


Ferrari gehörte in den 1980er Jahren zu den Turbolader-Pionieren, eine Technik, die im legendären Ferrari F40 aus 1987 gipfelte. 30 Jahre später greift das Unternehmen wieder auf die Turboaufladung zurück, um sowohl die Leistung als auch die Effizienz seiner Motoren zu steigern – und hat sich dafür mit einem japanischen Meister in der Kunst der Turboaufladung zusammengeschlossen.

IHI blickt auf eine glanzvolle Geschichte zurück, die bis ins Jahr 1853 zurückreicht. Heute arbeitet das Unternehmen in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Energie und Schwermaschinen, und auch seine Automobilabteilung floriert. Yoichi Satou leitet die Produktentwicklungsabteilung und war der Glückspilz, der das Ferrari-Programm managen durfte.

„Sie sagten uns zwar nicht gerade, dass Geld keine Rolle spielt, aber sie verlangten einen Turbolader mit der höchstmöglichen Leistung“, erklärte er. „Natürlich hat uns ihre Anfrage inspiriert.“

Ein Turbolader nutzt die Abgase, um eine Turbine anzutreiben, die ein höheres Volumen an komprimierter Luft in die Zylinder liefert. Mehr Luft bedeutet mehr Power. Wenn man noch mehr Leistung möchte, verwendet man einen größeren Turbolader. Der Nachteil ist, dass das Ansprechverhalten bei niedrigen Drehzahlen, wenn wenig Abgase vorhanden sind, schlecht ist – das berühmt-berüchtigte "Turboloch".

Eben dies wollte Ferrari vermeiden. Gefragt war ein leistungsstarker, aber trotzdem reaktionsschneller Turboladermotor. Daraufhin entwickelte IHI einen der technologisch fortschrittlichsten Turbolader in einem Straßenfahrzeug.

Zum Beispiel wird anstelle einer Inconel-Nickel-Chrom-Legierung für das Turbinenlaufrad ein Titanaluminidmaterial namens TiAl verwendet. Die Materialkosten sind höher, erklärt Satou-san, aber die Trägheit wird um mehr als 30 Prozent reduziert. Das Laufrad selbst ist ebenfalls vollständig bearbeitet und nicht gegossen, und die Turbinenlager sind auf Kugellagern anstelle des üblichen schwimmenden Metalllagers montiert.

Normale Sportwagen haben nur eine oder zwei Technologien wie diese. Die Tatsache, dass Ferrari sie alle hat, zeigt, wie sehr sich das Unternehmen für die Perfektionierung des Turboladers einsetzt. Das war auch der Grund, warum die Wahl auf IHI fiel: Man wusste, dass das Unternehmen dieser Aufgabe gewachsen sein würde.

Laut Michiya Yuge, Leiter des Vertriebs für Überseekunden, sind die Ergebnisse für jedermann sichtbar. „Der 3,9-Liter V8 Twin-Turbo des 488 GTB ist ein wunderbarer Motor. Er hat eine überwältigende Kraft, das Ansprechverhalten geht in keinem Drehzahlbereich verloren und, was wir nicht vergessen dürfen, er erzeugt diesen wunderschönen Ferrari-Sound, wie ein exquisiter Sopran.“

Aber das ist noch längst nicht alles, wie er betont. „Unsere Zusammenarbeit mit Ferrari hat gerade erst begonnen. In den Turboladern steckt noch sehr viel Potenzial.“ Für Ferrari und IHI steht die Beziehung ganz im Zeichen der Turboaufladung.