Ferrari logo

Die Eleganz der Legende

11 marzo 2021

Ben Pulman

Heute, zum 100. Geburtstag von Gianni Agnelli, wird im Museo Enzo Ferrari eine einzigartige Ausstellung eröffnet. Dieses speziell kuratierte Format präsentiert die Autos, die von Ferrari für Gianni Agnelli gebaut wurden, allesamt Unikate, die in enger Zusammenarbeit mit ihm entstanden sind, darunter zwei ganz besondere ‚Barchettas‘…


Gianni Agnelli, eine der legendären Persönlichkeiten Italiens, war ein Industrieller, der dazu erzogen worden war, Fiat zu übernehmen. Das Unternehmen hatte einst sein Großvater gegründet. 1963 wurde er dessen CEO und drei Jahre später Vorstandsvorsitzender. Ferrari-Kunde und Ferrarista war er schon lange zuvor.

Seine Vorschläge für maßgeschneiderte Sonderausführungen von Ferrari-Modellen waren stets höflich und respektvoll gegenüber dem Unternehmen. Dank seiner engen Beziehung zu Enzo Ferrari entstand schließlich eine Sammlung unvergleichlich schöner und verführerischer Autos.

Gianni Agnellis erster Ferrari war der elegante 166 MM Touring Superleggera. Von diesem Wagen war Agnelli auf dem Turiner Autosalon 1948 so fasziniert, dass er einen neuen Begriff prägte, um dessen schlanke Silhouette zu beschreiben: Seither werden offene Rennwagen als ‚Barchetta‘ bezeichnet, was so viel heißt wie ‚kleines Boot‘. 

Der 166 MM, der 1950 für den Avvocato (Rechtsanwalt) – wie man Agnelli liebevoll nannte – angefertigt wurde, war in jeder Hinsicht ein Einzelstück, mit einer auffälligen zweifarbigen Lackierung in Grün und Blau und einer maßgeschneiderten Innenausstattung. 

Später ging das Auto in die Obhut des Vicomte Gery d'Hendecourt über, der damit Rennen fuhr. Anschließend gelangte es in den Besitz des Ferrari-Händlers und Gründers des Rennteams Ecurie Francorchamps von Jacques Swaters, der es mehrmals verkaufte und wieder zurückkaufte, bis er sich schließlich dazu entschloss, es zu behalten. Er gab eine umfassende Restaurierung in Auftrag, die dazu führte, dass dieses einzigartige Fahrzeug 1993 im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt wurde. Erst kürzlich wurde es bei der Edition 2015 des Concorso d’Eleganza Villa d’Este mit dem Publikumspreis Coppa d'Oro ausgezeichnet.

Dies war die erste enge Zusammenarbeit zwischen Enzo Ferrari und Gianni Agnelli, aber bei weitem nicht die letzte. Die einzigartige Ausstellung mit dem Titel ‚Gianni Agnelli und Ferrari. Die Eleganz der Legende‘ ist das Vermächtnis einer symbiotischen Beziehung zwischen zwei der prägendsten und charismatischsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, die über 50 Jahre hinweg bestehen blieb.  

Agnelli baute seine Ferrari-Kollektion sein Leben lang weiter aus. Jedes einzelne Exemplar war auf die Persönlichkeit dieses äußerst besonderen Kunden zugeschnitten. Die ausgestellten Autos reichen von einem dreisitzigen Prototyp mit mittlerer Fahrposition bis hin zu Testarossa- und F40-Unikaten. Das letzte Auto, das Agnelli in Auftrag gab, war ausgerechnet eine Barchetta, jener Autotyp, mit dem seine Beziehung zu Ferrari begonnen hatte. 

In diesem Fall war die Basis der 360 Spider, den Agnelli in ein 360-Barchetta-Unikat umwandeln ließ. Die Windschutzscheibe und das Faltdach wurden entfernt und durch einen schlichten Aeroscreen und dezente Strebepfeiler hinter den Kopfstützen ersetzt. Der mittig montierte 3,6-Liter-V8 blieb hinter der Motorabdeckung sichtbar, aber es wurde eine neue Heckverkleidung angefertigt, um dieses extreme offene Unikat zu kreieren. 

Wie viele andere der von Agnelli in Auftrag gegebenen maßgeschneiderten Ferrari-Modelle wurde der 360 Barchetta in einer silbergrauen Lackierung ausgeführt, der Innenraum mit dem F1-Paddelschaltgetriebe war in elegantem Blau gehalten. Allerdings war dieses Auto gar nicht für Agnelli gedacht. Vielmehr war es das Hochzeitsgeschenk für den damaligen Ferrari-Vorstandsvorsitzenden Luca Cordero di Montezemolo, die im Juli 2000 stattfand. 

Die Ausstellung wird heute, am 12. März 2021, offiziell eröffnet. Bis der Zutritt der Öffentlichkeit zu den Räumlichkeiten des Museo Enzo Ferrari laut den gesetzlichen Verordnungen wieder erlaubt ist, bietet Ferrari bis 1. April täglich zwei kostenlose virtuelle Live-Touren an. Diese können auf der Website des Museums gebucht werden.