Rennen

Langstrecken-Weltmeister!

Text: Ben Barry

Seit der Poleposition bei seinem Debüt in Sebring 2023 übertrifft das Ferrari 499P-Hypercar eine Erwartung nach der anderen – so hat es drei Siege in Folge bei den 24 Stunden von Le Mans errungen. Nach acht Stunden Vollgas beim letzten Rennen des Jahres 2025 in Bahrain ist der Konstrukteurstitel der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft erstmals seit 53 Jahren wieder nach Maranello zurückgekehrt.

„Dieser Meilenstein erfüllt uns mit Stolz und ist die Erfüllung eines Traums – der Höhepunkt einer Reise, die wir 2022 begonnen haben, als wir uns dazu entschieden, in die Spitzenklasse der Langstreckenrennen zurückzukehren. Es war eine Reise, auf der wir Le Mans dreimal hintereinander gewonnen haben und die uns heute nicht nur zwei Weltmeistertitel beschert, sondern auch die Feier der Stärke eines Teams, das als Einheit gearbeitet hat und sich den unerbittlichen Langstrecken-Herausforderungen mit Bescheidenheit und dem Drang, jeden Tag besser zu werden, gestellt hat“, so Ferrari-Vorsitzender John Elkann auf der Rennstrecke in Sakhir.

Nach über 60 Stunden Wettkampf in insgesamt acht Bewerben gelang der Sieg durch die gemeinsamen Anstrengungen von Antonio Fuoco, Miguel Molina und Niklas Nielsen im Auto Nummer 50 sowie Alessandro Pier Guidi, James Calado und Antonio Giovinazzi im Schwesternauto Nummer 51 – dieselben sechs Fahrer, die vor zweieinhalb Jahren zum ersten Mal in Sebring antraten und zusammen so unglaubliche Erfolge erzielten.

Nur gut zwei Jahre nach seinem Debüt – und mit unveränderter Fahrerbesetzung – hat der Ferrari 499P Le Mans dreimal und beide FIA-WEC-Weltmeistertitel gewonnen

Pier Guidi, Calado und Giovinazzi krönten die bislang stärkste Saison des Teams und sicherten sich zugleich erstmals den Fahrertitel der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft.

Ferrari war bereits vorne in der Meisterschaftswertung, nachdem es beim Auftaktrennen in Katar einen 1-2-3-Sieg erzielt hatte. Doch als das Team von Ferrari AF Corse mit 204 Punkten bei den 8 Stunden von Bahrain ankam, lag Porsche nur noch 39 Punkte zurück, Cadillac 61 Punkte. Bei insgesamt 66 zu vergebenden Punkten war also alles noch drin.

Auf der anspruchsvollen Strecke, auf der sich in jedem Sektor lange Geraden sowie Kurven mit unterschiedlichen Radien und Geschwindigkeiten abwechseln, lief nicht alles nach Plan. Nach dem Qualifying landeten beide Crews in der vierten Reihe, wobei der Meisterschaftsführende mit der Startnummer 51 den siebten Platz belegte, nur einen Platz vor dem Schwesternauto mit der Nummer 50. Dennoch konnte Giovinazzi einen Hoffnungsschimmer erkennen.

„Wir können den siebten Startplatz als positives Ergebnis betrachten“, meinte er nach dem Qualifying. „Wir starten vor unseren direkten Rivalen und wissen, dass unser Renntempo stärker ist als das, was wir im Qualifying gezeigt haben. Es wird ein langes und forderndes Rennen werden: Wir starten mit Zuversicht und im Wissen, dass wir bei der Strategie, der Reifenwahl und dem gesamten Rennmanagement extrem aufpassen müssen.“

Er lag goldrichtig: Nach dem Start des Rennens um 14 Uhr legte der Italiener einen starken Doppelstint hin und brachte die Nummer 51 bereits in der Anfangsphase auf den zweiten Platz. Zur Halbzeit lag er auf Platz vier, das Schwesternauto zwei Plätze dahinter auf Rang sechs – und beide arbeiteten sich in der nächsten Stunde um weitere zwei Plätze vor, als das Rennen bei Dunkelheit auf der beleuchteten Sakhir-Rennstrecke weiterging.

Niemand wagte zu glauben, dass beide Titel nach Maranello zurückkehren könnten, doch als sich die beiden 499P dem Ende der letzten 15-kurvigen Runde näherten, drängte sich das Team an die Boxenmauer, um zu feiern und zu sehen, wie die beiden mit nur wenigen Zentimetern Abstand die Ziellinie überquerten – Platz drei für die Nummer 50, Platz vier für die 51 und genug, um sich die Kronen in der Konstrukteurs- und Fahrerwertung zu holen.

 

Nach einem fehlerlosen Acht-Stunden-Rennen in Bahrain sichert sich Ferrari die FIA-WEC-Konstrukteurs- und Fahrerkrone 2025

Für Ferrari ist es der neunte Gesamttitel und der erste seit dem ruhmreichen Sieg des 312P in der FIA-Markenweltmeisterschaft 1972 – der vorletzten Saison, bevor sich Ferrari bis zum sensationellen Debüt des 499 in Florida im Jahr 2023 aus der Königsklasse der Langstreckenrennen zurückzog.

Dass nun endlich beide Weltmeister-Titel erreicht werden konnten, begründete Ferdinando Cannizzo, Head of Endurance Race Cars, mit dem außergewöhnlichen Einsatz, der im vergangenen Jahr um diese Zeit begann: „Wir haben diesen Welterfolg vor allem im letzten Winter aufgebaut, als wir unermüdlich daran gearbeitet haben, das Potenzial dieses Autos voll auszuschöpfen. Ich möchte dem ganzen Team von Ferrari AF Corse und allen danken, die es uns ermöglicht haben, sowohl auf der Rennstrecke als auch in Maranello von der entfernten Garage aus diese Freude zu erleben.“

Antonello Coletta, Global Head of Endurance and Corse Clienti, betonte die Teamarbeit und die gemeinsame Vision aller Beteiligten: „Ich bin stolz darauf, dieses Team zu leiten, und ich danke allen Mitgliedern, die alle gleichermaßen an diesen Erfolgen beteiligt waren: Ohne ihre wertvolle Arbeit, Leidenschaft und ihr Engagement wäre all dies nicht möglich. Nach dem Rennen haben alle Fahrer und das Team gemeinsam gefeiert, was uns einmal mehr beweist, wie gut diese Truppe zusammenhält.“

Für die Crews von Bahrain gibt es selbstverständlich ein zweites Fest in Maranello, um die Helden in der Heimat willkommen zu heißen. Unseren Gegnern, die uns die ganze Saison über so hart bedrängt haben, zollen wir den größten Respekt für einen großartigen Kampf. Und Ihnen, den Ferrari-Fans aus aller Welt, danken wir von ganzem Herzen für die unermüdliche Unterstützung, die unseren Erfolg angetrieben hat.

Wir sehen uns in Katar im März nächstes Jahr!