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Ferrari P80/C, ein One-Off-Modell für die Ewigkeit

26 giugno 2019

Jason Barlow

Das neueste Glanzstück aus dem Special Projects-Programm aus Maranello ruft Erinnerungen an die glorreichen Sport-Prototypen der 60er Jahre wach


Einen neuen Ferrari zu besitzen, ist für ihre glücklichen Eigentümer die Erfüllung eines Traums. Doch sogar in dieser äußerst exklusiven Schicht innerhalb der Automobilwelt gibt es noch eine Steigerung: Ein paar wenige Glückliche haben über das Special Projects (SP)-Programm des Cavallino Rampante die Möglichkeit, ihre ganz persönliche Vorstellung von einem Ferrari Wirklichkeit werden zu lassen. Der SP1 von Junichiro Hiramatsu hat diese neue Ära im Jahr 2008 eröffnet; weitere Modelle folgten. Doch die neueste Schöpfung, der P80/C, hat das SP-Programm in neue Sphären katapultiert, indem ein Ferrari-Rennwagen – der 488 GT3 – als Basis genutzt wurde.

Dies bedeutet, dass auf keinerlei Zulassungsvoraussetzungen von Straßenwagen geachtet werden musste: Die Chance also, etwas noch Extremeres zu schaffen. Man muss sich zum Beispiel keine Gedanken um Scheinwerfer machen. Da der P80/C auf dem Fahrgestell eines 488 GT3 aufgebaut ist, ist sein Radabstand 50 mm länger als der des Standard-488 und das Auto ist rigoros gewichtsoptimiert und innen kampfbereit. 

Dadurch konnte Ferraris Centro Stile mit den Proportionen des Autos spielen und dem Heck eine faszinierende visuelle Schlagkraft verleihen: Wenn man direkt von hinten auf das Auto blickt, ist der große Flügel aus Carbonfaser das dominierende Element. Doch auch die unbehinderte Sicht auf den 3,9-Liter-Twin-Turbomotor V8 mit 580 PS ist wahrlich spektakulär.

Doch es handelt sich nicht nur um tolles Aussehen. Das neue Auto zeigt eine sehr effiziente Performance auf der Rennstrecke, und obwohl Teile des Heckdiffusors mit denen des GT3 identisch sind, sind der Frontsplitter und alle Außenflächen einzigartig. Eine derartige aerodynamische Raffinesse ist ein großartiges Ergebnis für ein One-Off-Auto, das leicht zu einem oberflächlichen Projekt hätte werden können. Dies alles macht den P80/C zu einem wirklich einzigartigen Meisterwerk – und ist ein Beleg für das Engagement seines Besitzers.

„Ein Ferrari-Projekt beginnt immer mit einem Traum”, sagt der Design Director Flavio Manzoni. „Und dann muss man auch die Realitäten berücksichtigen. Durch dieses Projekt konnten wir den Geist und die Power der Sport-Prototypen der 60er Jahre zu neuem Leben erwecken.” Der Hongkonger Unternehmer, TK Mak, der das Auto in Auftrag gegeben hat, merkt an: „Wie viele Ferraristi hatte auch ich seit meiner Jugend eine Schwäche für die „Sport Prototipi“ der Sechziger- und Siebzigerjahre. Eine Zeit des Ausprobierens, eine Welt ohne computergestütztes Design, in der Ingenieure ihre eigene Vorstellungskraft überschritten und emsig tüftelten, um wenige Millisekunden herauszuholen – getrieben von einer Macher-Mentalität.

„Beim P80/C war das Ziel von Anfang an, das Gefühl dieser Epoche wieder aufleben zu lassen: Ästhetik soll sich mit Ingenieurskunst verbinden und Schönheit und Leistung sollen Hand in Hand gehen.” Der Unternehmer wollte mit ihm seine Vision eines zukünftigen GT-Prototypen verwirklichen. „Meine Interpretation einer zukünftigen Designsprache für Ferrari – eine Marke, die mir sehr am Herzen liegt.”

Obwohl die inneren Abläufe in der Beziehung Kunde/Centro Stile nie offen gelegt werden, gewährt TK einen kleinen Blick hinter die Kulissen. „Wir mussten sicherstellen, dass bei diesem Projekt beide Parteien eng zusammenarbeiten würden, bevor wir loslegen und die ersten Skizzen anfertigen konnten… Wir mussten sichergehen, dass beide Parteien die gleiche Vision von einem Auto teilten. Nur so konnte ich wissen, dass wir beide mit demselben Enthusiasmus herangingen und beide dieses Auto unbedingt zum Leben erwecken wollten. Das Projekt baute auf großem gegenseitigen Respekt auf. Insgesamt hat es über vier Jahre gedauert, bis aus den ersten Skizzen ein echtes Auto aus Blech entstanden ist.”

Designtechnisch ist der P80/C von verschiedenen Autos inspiriert, unter anderem vom P4, der sein Debüt 1967 in Monza hatte, vom Gewinner des 24-Stunden-Rennens von Le Mans von 1965, dem 250 LM, sowie vom Dino 2016 S. „Ich denke, dass auch jetzt ein halbes Jahrhundert später die meisten darin übereinstimmen werden, dass [der P4] noch immer eines der schönsten Rennautos ist, das je gebaut wurde. Die gesamte ‚Präsenz‛ des Autos ist einfach beeindruckend – wenn man das Auto heute fahren sieht und hört, ruft es immer noch genauso viel Begeisterung hervor wie im Jahr 1967. Es gibt nicht viele Dinge, schon gar nicht Autos, die sich über die Jahre hinweg so gut bewähren”, bemerkt TK. Mit dem P80/C gibt es wohl ein neues Mitglied in diesem exklusiven Club.