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Der erste Sieg bei der Mille Miglia

15 aprile 2019

Enzo Ferrari beschrieb die Mille Miglia so: „Ein fahrendes Museum, das auf der Welt einzigartig ist“. Ein aufgrund des Charakters der Autos - echte Juwele - sowie der Orte und landschaftlichen Szenarien, die auf der langen Strecke dieses komplett in Italien ausgetragenen Rennens durchfahren werden, treffender Vergleich. 1957 sollte Ferrari mit Piero Taruffi das letzte Wettkampfrennen auf dieser Strecke gewinnen. Doch die Vorherrschaft der Scuderia begann bereits 24 Jahre früher.

Es war im Mai 1933, als beinahe hundert Autos zum Rennstart auffuhren. Das Rennen begann in Brescia, führte weiter durch die kurvigen Straßen der Poebene und des Apennins bis nach Rom, und von dort wieder zurück in die Lombardei. Von zwei Seiten applaudierte die begeisterte Menge den Fahrzeugen im Zentrum der Leonessa d’Italia - der Löwin Italiens, wie Brescia auch genannt wird. Es blieb nicht einmal Zeit, die Namen von Tazio Nuvolari, Baconin Borzacchini oder Luigi Scarfiotti, dem Vater von Ludovico, zu rufen - schon hatten die Autos die Stadt in Richtung Cremona verlassen.

Erster Kontrollpunkt war in Bologna. Der erste Teil des Rennens verging daher wie im Flug: Mit einer irren Geschwindigkeit brausten die Teilnehmer auf den langen, geraden, von langen Reihen von Pappeln und Ulmen gesäumten Alleen dahin. Dörfer und Städtchen wurden von den Autos mit über 200 km/h durchquert. Borzacchini erreichte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 160 km/h vor allen anderen den Schatten der Geschlechtertürme, Bolognas Wahrzeichen, was ihm einen gewissen Vorsprung vor seinen Verfolgern - darunter seine Teamkollegen Tazio Nuvolari und Piero Taruffi - einbrachte.

Borzacchini fuhr ebenfalls in Rom als erster ins Ziel und konnte seine Vorrangstellung auch danach weiter behaupten. Sein Vorsprung gegenüber Nuvolari, der gemeinsam mit dem Mechaniker Decimo Compagnoni im Wagen saß, wuchs immer weiter. Im Gegensatz dazu ging der Deutsche Manfred Von Brauchitsch, einer der potentiellen Favoriten, mit den Reifen seines Mercedes durch die Hölle: Nachdem er in weniger als fünfzig Kilometern dreimal einen Platten hatte, beschloss er in Rom, das Handtuch zu werfen.

Für die anderen Rennfahrer stand indes die Rückfahrt in Richtung Brescia an, als Borzacchini durch einen kaputten Motor seines Autos zur Aufgabe gezwungen wurde. So ging Nuvolari, am Steuer des zweiten Alfa Romeo 8C 2300 der Scuderia Ferrari, in Führung. Er hatte einen Vorsprung von gut dreizehn Minuten vor Carlo Castelbarco, der in einem Rennauto gleichen Modells unterwegs war. Der „Fliegende Mantuaner“, wie man Nuvolari auch nannte, agierte mit Bedacht, sodass er sich durchsetzen konnte, ohne einen neuen Durchschnittsgeschwindigkeits-Rekord aufzustellen. Castelbarco, der zwischenzeitlich mit Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hatte, fuhr erst knapp 27 Minuten später ins Ziel, schaffte aber dennoch den zweiten Platz. Dies war der erste Sieg der Scuderia Ferrari bei der Mille Miglia. Ein dritter Platz durch Piero Taruffi und den Mechaniker Lazzaro Pellegrini Quarantotti vollendete den bilderbuchreifen Tag für das Team aus Modena.