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Tradition und Technologie werden oft als gegensätzliche Kräfte betrachtet. Dabei bildeten die beiden Elemente in den Fahrzeugen der Serie Speciale des Cavallino Rampante schon immer eine starke Einheit – nirgends wird das deutlicher als beim F80, der bei den Top Gear Awards 2026 zum Hypercar des Jahres gekürt wurde.
Schnittig und spektakulär vereint das sechste Kapitel in Maranellos bemerkenswerter Supercar-Geschichte die überzeugende Funktionalität eines Rennwagens mit fließender, skulpturaler Schönheit. Dieses Gefühl setzt sich im Interieur fort, das nach dem ‚1+‘-Konzept gestaltet wurde und optimale aerodynamische Effizienz mit der Unterbringung von Fahrer und Beifahrer in einem wahrhaft besonderen Cockpit in Einklang bringt.
Die allerneuesten Automobiltechnologien prägen den Charakter des F80 und ermöglichen seine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Man könnte meinen, dass die Übernahme von Elementen aus den Ferrari-Programmen der Formel 1 und der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft mehr als ausreichend wäre, doch der F80 geht über deren strenge Vorschriften hinaus und schafft ein wahrhaft modernes Supercar, das eindeutig für die Straße konzipiert wurde, aber auch, um auf der Rennstrecke Höchstleistungen zu erbringen.
Der F80, Gewinner des Top Gear Hypercar of the Year Awards, ist der leistungsstärkste und fortschrittlichste Ferrari aller Zeiten – ein 1.200 PS starker Straßenwagen, dessen Technologie aus Le Mans und der Formel 1 stammt
Die Rennstrecke in Misano liegt an der italienischen Adriaküste und ist der perfekte Ort, um das neue Supercar zu erleben. Mit einer anspruchsvollen Mischung aus engen Haarnadelkurven, langen Geraden, Hochgeschwindigkeitskurven und großen Bremszonen kommt sie allen Stärken des F80 entgegen.
Es mag zunächst respekteinflößend wirken, ein 1200 PS starkes und 350 km/h schnelles Supercar auf einer Rennstrecke zu testen, aber der F80 ist überaus einfach zu fahren. Die Herausforderung besteht nicht im Lenken des Wagens, der bis zur Perfektion optimiert wurde, sondern darin, den Glauben aufzubringen, dass man es schafft, möglichst spät zu bremsen, um maximale Geschwindigkeit in die Kurven mitzunehmen.
Wie sein Fahrer passt sich auch der F80 an. Dank einer neuen Boost-Optimierung lernt der F80 die Rennstrecke kennen, analysiert ihre Kurven und setzt die Energie des Hybridantriebsstrangs zum optimalen Zeitpunkt ein. Im Performance-Modus werden Batterieeinsatz und Regeneration so gesteuert, dass Runde für Runde eine maximale, nachhaltige Leistung erzielt wird; im Qualifying-Modus wird die gesamte verfügbare Energie in einer einzigen, rasanten Runde verbraucht.
Die Geschwindigkeit ist atemberaubend, der enorme Schub am Kurvenausgang wird durch den Verbrennungsmotor und Batterieleistung erzeugt. Auch der Soundtrack ist fabelhaft: Das unverwechselbare, raue Knurren des V6 steigert sich zu einem scharfen Bellen, wenn er sich der Drehzahlgrenze von 9.200 U/min nähert. Beim Hochschalten des Doppelkupplungsgetriebes ertönt ein peitschenartiger Knall wie ein Gewehrschuss.
Mit seinen weitläufigen Kurven, langen Geraden und anspruchsvollen Bremszonen lässt Misano den V6-Hybrid-Supersportwagen sein wahres Potenzial entfalten
Die Reizüberflutung in den Bremszonen wetteifert mit der geballten Kraft der neuen Brembo CCM-R Plus Bremsen und des ABS Evo Regelsystems des F80. Eigentlich sollte es unmöglich sein, beim Bremsen gleichzeitig solch enorme G-Kräfte in Längs- und Querrichtung zu erzeugen, doch die Frontpartie bleibt fest auf der gewählten Linie, während das Heck scheinbar grenzenlosen Grip bietet. Die aktive Aufhängung ist der Schlüssel – eine Weiterentwicklung des Multimatic-Systems, das erstmals beim Purosangue zum Einsatz kam. Wank- und Nickbewegungen beim Bremsen werden nahezu vollständig eliminiert; die Aufhängung ermöglicht gerade so viel Bewegung, dass man spürt, wie stark das Auto beansprucht wird und welche Leistungsreserven noch da sind.
Das letzte Element der grundlegenden Technologie des F80 ist seine aktive Aerodynamik. Stark beeinflusst von den Erkenntnissen aus dem 499P Hypercar-Programm, erzeugt der F80 bei 250 km/h einen Abtrieb von 1.050 Kilogramm durch eine radikale Kombination aus dreiflächigem S-Duct und Active Reverse Gurney-Klappe an der Front sowie einem riesigen aktiven Heckflügel, der sich um 11 Grad verstellen lässt, um den Abtrieb zu maximieren oder den Luftwiderstand zu verringern.
Man braucht ein paar Runden, um sich davon zu überzeugen, dass es möglich ist, aber schließlich fasst man den Mut, in Misanos ultraschnelle Kurve zu fahren, fast ohne den Fuß vom Gas zu nehmen – man durchschneidet sie mit 250 km/h und absoluter Stabilität, als ob das Auto mit Rennreifen und nicht mit Michelin Pilot Cup 2R Straßenreifen unterwegs wäre.
Es ist mehr als 40 Jahre her, dass Ferrari mit dem exquisiten GTO seine Reise in der Serie Speciale begann. Seitdem haben der F40, der F50, der Enzo, der LaFerrari und nun auch der F80 alle ihren Teil dazu beigetragen, die Zukunft der Serienproduktion in Maranello zu gestalten. Das Abenteuer geht weiter.