Deborahs Traum
Federico Fabbri
Deborah Mayers Leidenschaft für Ferraris reicht vom Sammeln bis hin zur Teilnahme an GT-Rennen. Ihr nächstes Ziel: ein Frauen-Team für die European Le Mans Series aufzustellen
Entsprechend ihrer dynamischen Art, die sich auch in ihrer Arbeit im Hochfinanzsektor widerspiegelt, reichte es Deborah Mayer nicht, eine Garage voll herrlicher Ferraris zu besitzen. Sie wollte sie auch fahren. Als Sie vor Kurzem Fiorano besuchte, um zum ersten Mal einen der außergewöhnlichen Ferrari 488 GTEs aus nächster Nähe zu betrachten, gab Mayer Einblick in ihre große Leidenschaft für Ferraris.
Dieses besondere Modell ist zentral für ihren festen Plan, zusammen mit Kessel Racing ein Frauen-Team für die kommende European Le Mans Series (ELMS) aufzustellen. Beim Probelauf des 12-Stunden-Rennens von Abu Dhabi letzten Dezember erreichten Manuela Gostner (Italien), Michelle Gatting (Dänemark) und Rahel Frey (Schweiz), unterstützt von der FIA Women in Motorsport Commission, in einem Ferrari 488 GT3 den zweiten Platz in ihrer Kategorie. „Unser erstes Rennen ist in Le Castellet”, bestätigt Mayer. „Es handelt sich um ein 4-Stunden-Rennen.” Sie gibt zu, dass für sie auch ein zweiter Platz reichen würde.
Als sie noch zur Schule ging, war sie sowas wie eine Allround-Sportskanone. Dann entdeckte sie ihre Liebe zu Autos. Als sie 18 war, machte sie sofort ihren Führerschein.
„Ich fühle in Gedanken noch das Lenkrad in meinen Händen”, sagt sie. „Die unglaubliche Genugtuung dabei, die Power des Autos mit meinem rechten Fuß kontrollieren zu können und den Motor aufheulen zu lassen.” Ihr erster Ferrari? „Ein 599 GTB Fiorano mit einem V12-Motor.” Er hatte das F1 Superfast-Getriebe. „Man konnte die Gänge innerhalb von 100 Millisekunden wechseln”, erklärt sie, und ihre Augen leuchten bei dieser Erinnerung. „Der 12-Zylinder hat einen völlig einzigartigen Soundtrack”, schwärmt sie. „Kein anderer Motor kann da mithalten!” Dennoch hat sie in ihrem Herzen noch genügend Platz für den Ferrari V8-Motor. Dieser trieb den 458 Challenge EVO bei ihrem Debütrennen an, und den 488 GT3 bei ihren frühen GT-Teilnahmen.
Mayer teilt ihre Leidenschaft für Autorennen mit ihrem Partner, Claudio Schiavoni: „Wir haben uns über die Arbeit kennengelernt. Ich habe bald entdeckt, dass auch er verrückt nach Autos war und Ferraris liebte. Dann absolvierten wir zusammen den Corso Pilota-Fahrkurs von Ferrari, worüber wir unsere Rennführerscheine erlangten.” Sie verklärt den Sport nicht. „Der Motorsport ist knifflig, besonders bei starken Autos. Auch bei Amateurrennen kann jederzeit etwas Unerwartetes oder gar ein Unfall passieren”, räumt sie ein. Aus diesem Grund fuhren beide in Vorbereitung auf die Saison 2016 circa 15.000 Trainingskilometer unter der Leitung ihrer Kessel Racing-Teammanager Sergio Pianezzola, Andrea und Giacomo Piccini sowie Thomas Kemenater.
Nachdem sie für eineinhalb Saisons bei der Ferrari Challenge Europe angetreten war, versuchte sie sich in GT-Rennen. Sie wusste sofort, dass das genau ihr Ding war. Die baldige Geburt ihres Kindes wird Mayer für einige Zeit von der Rennbahn trennen, doch sie hat bereits ihre Rückkehr für Ende 2019 geplant, „und dann auch für die gesamte Meisterschaft 2020.” Nach der Geburt ihres ersten Kindes fiel sie nur einige Monate aus, bevor sie wieder ihr erstes Rennen fuhr: auf der berühmten Rennstrecke von Le Castellet in Frankreich, ihrem Geburtsland.
Eine professionelle Haltung zu Sicherheit ist ihr wichtig. Das ist einer der Gründe, weshalb sie entschieden haben, mit Autos von Ferrari anzutreten. „Allein zu wissen, dass der 488 GTE und der GT3 die sichersten Autos in ihrer Kategorie sind, fühlt sich gut an”, meint Mayer enthusiastisch. Sie muss ihren Autos blind vertrauen können. „Als Rennfahrer musst du deinem Fahrzeug zu 100 Prozent vertrauen, um bis an die Grenzen gehen zu können. Wenn ich am Steuer meines Ferraris sitze, bin ich komplett auf die Leistung fokussiert, darauf, was ich tun muss, um einen Gegner zu überholen, und wie ich mit dem Verkehr auf der Rennbahn umgehen soll.”