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Ferrari 208 GTB Turbo: der Pionier

08 gennaio 2019

Richard Aucock

Wie die Turbolader-Technologie aus der Formel Eins ihren Weg in einen straßengängigen Ferrari aus 1982 fand


In Italien gab es in den 1980ern eine gesetzliche Regelung, die Motoren mit einem Hubraum von weniger als 2 Litern mit Steuererleichterungen belohnte. Die Einsparungen waren enorm, besonders für teurere Sportwagen, wie z.B. einen Ferrari. In Maranello machte man sich dies mit den speziellen „verkleinerten“ V8-Motoren zunutze, die bei italienischen Kunden gut ankamen. In den 1980er-Jahren wurden die Fahrer dieser 2-Liter-208 GTB- und 208 GTS-Modelle anspruchsvoller. Sie wussten die Einsparungen zu schätzen, welche die Steuer für einen Neuwagen mehr als halbierten, wünschten sich nun aber mehr Leistung. Zum Glück hatte Ferrari eine Antwort – eine Lösung, die sich auf der Rennstrecke bereits als höchst erfolgreich erwies: Turbolader.

Der 1982 Ferrari 126 C2 war der Star des Felds. Gefahren von Gilles Villeneuve und Didier Pironi, erzeugt der Wagen angeblich mehr als 650 PS mit einem winzigen 1,5-Liter-V6. Das hatte er nur seinen beiden großen – und sehr leistungsstarken – KKK Turboladern zu verdanken. 1982 war zwar für Ferrari-Fahrer eine tragische Saison, aber die enorme Geschwindigkeit des 126 C2 zeigte sich, als Ferrari in jenem Jahr den Konstrukteurstitel gewann. Und so wurde auf dem Turiner Autosalon 1982 ein neues Auto enthüllt: der 208 GTB Turbo. Er nutzte den gleichen 2-Liter-V8-Motor wie sein Vorgänger (Zylindereinsätze reduzierten den Hubraum des 3-Liter-Motors, von dem er sich ableitete), jedoch mit einem KKK K26-Turbolader.

 

Es war ein echter Transfer von der Rennstrecke auf die Straße, und die Wirkung war enorm. Der vorherige 208 GTB produzierte ansehnliche 155 PS bei 6.800 U/min. Der neue 208 GTB Turbo sorgt für eine ungeheure Steigerung auf 220 PS bei 7.000 U/min. Außerdem hatte er 18 Prozent mehr Drehmoment und war zu einem echten 240 km/h-Auto geworden. Eine Beschleunigung von 0-100 km/h in nur 6,6 Sekunden machte ihn auch für heutige Verhältnisse zu einem schnellen Sportwagen. 1982 war er eine Offenbarung. Optisch ähnelte er dem Ferrari 308 GTB, von dem er sich ableitete, aber es gab ein paar Unterschiede. Vorne besaß er extra Kühlschlitze im unteren Frontspoiler unter dem Kühlergrill. Diese leiteten extra Luft in den Kühler, die über ein neues mattschwarzes Gitter in der Fronthaube entwich. Hinten bekam die Motorabdeckung extra Luftschlitze und war nun u-förmig, und der Heckstoßfänger wurde geteilt, um in der Mitte einen Kühlkanal unterzubringen. 

Auf der Seite wurden extra NACA-Ducts an den unteren Karosserieseiten hinzugefügt, während das Pininfarina Logo hinter die Hinterräder versetzt wurde, um dafür Platz zu schaffen. Der letzte Schliff war eine „TURBO“-Plakette am Heck unter dem 208 Schriftzug. Innen bekam der Turbolader-Ferrari eine weitere „TURBO“-Plakette im Fahrgastraum, und eine Ladedruckanzeige trat an die Stelle der Uhr. Die Sitze waren teilweise mit flauschigem Zelna-Stoff bezogen, optional auch mit Leder. Der Ferrari 208 GTB Turbo kam 1982 auf den Markt, und die Verbindung zur Formel 1 wurde durch eine Verkaufsbroschüre mit Formel-1-Star Pironi unterstrichen.

 

Der offene 208 GTS Turbo kam 1983 auf den Markt. Beide 208 Turbo-Modelle verkauften sich sehr gut, obwohl sie nur in Italien erhältlich waren. Sie waren zwar Ferraris erste Turbolader-Autos, aber ihre Leistung und der Fahrspaß waren so beeindruckend, dass die Kunden sich darum rissen. Weitere, vom 308 abgeleitete Modelle mit Turbolader folgten, der berühmteste von ihnen war der 288 GTO im Jahre 1984. Der F40 folgte 1987, aber erst mit dem Launch des 488 GTB im Jahre 2015 sollten viele Kunden wieder in den Genuss eines Ferrari mit Turbolader kommen. Der Rest ist Geschichte. Die Ferrari Straßenwagen profitieren weiter vom Fortschritt in der Turbolader-Technologie durch die Scuderia in der Formel Eins. Es ist jedoch immer noch erfreulich, auf den ersten Ferrari Straßenwagen mit Turbolader zurückzublicken und zu erkennen, dass er einen wahrhaftigen Technologietransfer aus der Formel Eins auf die Autobahn darstellte. Nur weiter so!