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Geschwindigkeitskönigin

12 gennaio 2017

Davide Marchi

Wir haben die Rennfahrerin der Scuderia Corsa Christina Nielsen getroffen, die erste Frau, die die IMSA-Meisterschaft gewonnen hat


Überschäumend, fordernd und unglaublich schnell - das ist die Welt von Christina Nielsen. Sie ist erst 24 Jahre alt, aber die junge Dänin hat schon eine Seite in der Geschichte des Rennsports geschrieben, indem sie die renommierte IMSA-Meisterschaft in der Klasse GT-Daytona am Steuer eines Ferrari 488 GT3 der Scuderia Corsa gewonnen hat. 

 

The Official Ferrari Magazine: Sie haben gewonnen, weil Sie beschlossen haben, in den ersten drei der 10 Stunden des Rennens zu fahren, um sich des Erfolges sicher zu sein, auch wenn das Auto dann hätte aus dem Rennen genommen werden müssen. Was haben Sie empfunden, als Sie vom dritten Rennfahrer Jeff Segal ersetzt wurden und merkten, dass Sie es geschafft hatten?

Christina Nielsen: Ich bin 188 Minuten bei äußerster Hitze gefahren. Als mir gesagt wurde, ich solle reinfahren um den Wagen Jeff zu überlassen, habe ich mehrmals per Funk gefragt: "Habe ich die drei Stunden geschafft? Bin ich drei Stunden gefahren? Wirklich?”. Als ich aus dem Auto gestiegen bin, habe ich mich auf der Mauer ausgestreckt. Ich hatte ganz widersprüchliche Empfindungen: ich wurde fast ohnmächtig wegen der Hitze, aber ich spürte auch Schmetterlinge im Bauch, vor lauter Glück. Alessandro Balzan, der mit mir zusammen den Titel gewonnen hat, kam und umarmte mich und in dem Moment wurde mir klar, dass wir es geschafft hatten. Dann erinnere ich mich, dass eine Scheibe kalte Wassermelone mich vor der Dehydratation gerettet hat!

TOFM: Sie haben den 488 GT3 beim ersten Wettrennen, der 12 Stunden von Sebring, zu einem phantastischen Sieg gefahren. Das war also Liebe auf den ersten Blick.

CN: Genau. Ich liebe meinen Ferrari, das ist ein phantastisches Auto. Wenn ich ein Wort wählen sollte, um Ferrari und die Personen, die in Maranello und für die Scuderia Corsa arbeiten zusammenzufassen, dann wäre das „Qualität“.

 

TOFM: Was ist Ihre Lebensphilosophie?

CN: Ich glaube, das Leben sollte voll gelebt werden und man sollte sich immer dafür einsetzen, seine Ziele zu erreichen. Ich bin dickköpfig; wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, ist es nicht leicht, mich umzustimmen.

 

TOFM: Sie sind nicht nur Rennfahrerin …

CN: Ich habe mich an der Universität von Hørsholm eingeschrieben und das Programm für Studenten gewählt, die Leistungssport treiben, so habe ich mehr Zeit, meinen Studiengang zu beenden. Die Rennen sind mein Hauptinteresse, aber ich studiere auch Marketing, denn das könnte mir nützlich sein, wenn ich aufhöre, Wettrennen zu fahren. Ich würde gerne in dieser Branche bleiben, vielleicht für einen Autohersteller arbeiten. Auf meiner To-Do-Liste steht auch, Italienisch zu lernen, aber das ist so schwierig...

TOFM: Wie läuft Ihr Leben abseits von den Rennstrecken ab?

CN: Ich habe gelernt, die Augenblicke zuhause zu genießen. Am liebsten verbringe ich die Zeit mit ein paar Freunden bei einem guten Glas Wein und einem Takeaway, vielleicht einem Sushi, mein Lieblingsessen. Was das Essen betrifft, bin ich ein bisschen langweilig: Lachs, Salat und nicht viel mehr. Jetzt kümmern sich meine Freunde ums Essen - sie hielten meine absolute Unfähigkeit zu kochen nicht mehr aus.

 

TOFM: Hast du ein Vorbild?

CN: Tom Kristensen, der Däne der das 24-Stunden-Rennen von Le Mans neun Mal gewonnen hat, eine echte Autorität was die Ausdauer angeht. Dann ist da David Beckham. Außer ein toller Fußballer gewesen zu sein, ist er ein fabelhafter Endorser und Kommunikator. Ich wäre sehr gerne so vielseitig.

 

TOFM: Da ist auch noch Ihr Vater, Lars-Erik, früherer Autorennfahrer, der Sie auf alle Rennen begleitet...

CN: Er hat Vertrauen in mich und hilft mir, meinen Traum zu verwirklichen.

TOFM: Jetzt können Sie sich endlich ausruhen.

CN: Ich werde mir ein paar Tage Entspannung gönnen, aber nicht mehr, denn ich muss studieren. Ich würde gerne Giacomo (Mattioli, Besitzer der Scuderia Corsa) bitten, mir einen Ferrari California T zu leihen, um eine Reise durch die USA zu machen, mit heruntergelassenem Dach und ohne bestimmtes Ziel. Ein phantastisches Auto. Wenn ich wählen müsste, hätte ich aber keine Zweifel: der 488 Spider, Farbe Blau Corsa, meiner Meinung nach der beste Ferrari derzeit, nach meinem GT3…