Ferrari logo

Debüt in Daytona

09 febbraio 2021

Gavin Green

Der Ferrari-Competizioni GT- Fahrer Nicklas Nielsen spricht über sein erstes 24-Stunden-Rennen in Daytona und darüber, wie sein AF Corse 488 GT3 Evo 2020 hätte gewinnen können…


Für den dänischen Fahrer Nicklas Nielsen sah es nach einem Traumdebüt in Daytona aus. Sein Ferrari 488 GT3 Evo 2020 lag beim 24-Stunden-Rennen von Daytona, einem der berühmtesten Sportwagenrennen der Welt, in der GTD-Klasse lange Zeit in Führung. „Den Großteil des Rennens über habe ich mir mit dem Mercedes mit der Nr. 57, dem anderen schnellsten Auto der Klasse eine harte Schlacht geliefert“, so Nielsen, der wenige Tage nach der Veranstaltung seinen 24. Geburtstag gefeiert hat. 

Es sah ganz danach aus, dass er und seine Teamkollegen von AF Corse – Matteo Cressoni, Simon Mann und Werksfahrer-Kollege Daniel Serra – den Klassensieg holen würden. Nach einer brillanten Startphase lag der Wagen des italienischen Teams über lange Strecken hinweg in Führung . „Unser Auto fuhr perfekt. Wir hatten überhaupt keine Probleme. Es ist ein sehr zuverlässiges und schnelles Auto, sehr gut ausbalanciert, genau das, was man sich für ein 24-Stunden-Rennen wünscht“, so Nielsen.

Nur vier Stunden vor dem Ziel kollidierte Cressoni dann mit dem gegnerischen Mercedes. Der 488 GT3 Evo 2020 touchierte die Leitplanke, sodass ein Reifen aufgerissen und der Heckdiffusor demoliert wurde. Das Auto schaffte es zwar zurück an die Box, aber bei der Reparatur ging wertvolle Zeit verloren. Alle Bemühungen in den verbleibenden vier Stunden waren vergebens: Die Fahrer landeten letztendlich auf dem achten Platz, zwei Runden hinter dem Klassensieger. „Es ist schon eine Enttäuschung“, gibt Nielsen zu. „Wir wissen, dass wir hätten gewinnen können. Wir sind alle gut gefahren, das Auto war fabelhaft und wir haben an der Box und mit unserer Strategie großartige Arbeit geleistet.“

Trotz aller Frustration war Nielsens erstes Daytona-Rennen eine großartige Erfahrung: „In Daytona Beach ist die Leidenschaft für den Motorsport enorm. Der Ort hat Kultcharakter, und das spürt man auch.“ Auf dem Daytona International Speedway findet nicht nur Amerikas berühmtestes Sportwagenrennen statt, sondern auch das legendäre NASCAR-Stock-Car-Rennen, das Daytona 500. Der lange Sandstrand wurde in den 1920er und 1930er Jahren für Landgeschwindigkeitsrekorde genutzt.

Für Nielsen war dies nach Spa-Francorchamps und Le Mans das dritte 24-Stunden-Rennen. „Ich mag diese Langstreckenrennen. Man hat Zeit, um kleine Fehler, wie etwa einen zu langsamen Boxenstopp  auszubügeln. Und weil sich drei oder vier Leute das Auto teilen, fühlt es sich an wie ein echter Mannschaftssport.“ Nielsen fährt auch gerne nachts. Das Auto ist dann normalerweise schneller, da die kühleren Temperaturen die Motorleistung unterstützen.

Daytona ist berühmt für seine Steilkurven. Für Nielsen eine neue Erfahrung. „Anfangs war es seltsam, so anders als alles, was ich in Europa erlebt hatte. Aber nach ca. zwei Runden gewöhnt man sich daran. Die 31 Grad Steigung fühlen sich nicht so an, aber die Kräfte, die auf das Auto einwirken, sind deutlich spürbar.“ 

Eine typische Schicht hinter dem Steuer bis zum nächsten Auftanken dauert etwa 30 Runden oder knapp eine Stunde, und die Fahrer legen häufig Doppelschichten ein. Wenn sie ihr Pensum absolviert haben, ziehen sich die Fahrer normalerweise in das Wohnmobil des Teams zurück, um sich auszuruhen. „Ich habe wohl ein paar Stunden geschlafen, aber es ist schwierig, denn das Rennen geht einem nicht aus dem Kopf und man hört die ganze Zeit die Autos auf der Rennstrecke“, verrät Nielsen. „Es ist seltsam, denn obwohl man sich müde fühlt, schießt das Adrenalin in die Höhe, sobald man ins Auto steigt, und man ist sofort wieder mit hundert Prozent dabei.“ 

Wenn ein 24-Stunden-Rennen zu Ende ist, kommt die Müdigkeit. „Ich bin an diesem Sonntagabend um 21 Uhr ins Bett gegangen, müde, aufgekratzt und ein bisschen enttäuscht. Wieder aufgewacht bin ich erst um 7 Uhr am nächsten Morgen.“ 

Trotz des Ergebnisses bleibt er konsequent bei seinem Ziel. Die Vorbereitungen für eine weitere volle Saison in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft, zu der auch die 24 Stunden von Le Mans gehören, sind bereits in vollem Gang. Auch nächstes Mal wird er wieder mit einem Ferrari 488 GTE an den Start gehen. Die Eröffnungsrunde der Serie findet am 4. April im portugiesischen Portimão statt.